Deine Frage zur Summenbearbeitung ist goldrichtig – das ist nämlich genau der Punkt, an dem viele Mixe entweder „magisch zusammenfallen“ oder komplett zumachen und an Luft verlieren. Ich versuch mal, dir zu beschreiben, wie ich’s handhabe und worauf ich achte. Sättigung auf der Summe: so wenig wie möglich, aber an der richtigen Stelle Ich setze auf der Summe immer etwas harmonische Färbung, aber wirklich mikrodosiert. Da geht’s nicht mehr darum, Charakter zu erzeugen (das sollte der Mix schon haben), sondern eher um „Klebstoff und Kohärenz“. Meine Faustregel: In Zahlen: Ich fahre bei Tape- oder Röhren-Plugins meistens nur 1–2 dB Drive, manchmal weniger. Das Ziel ist, dass die Transienten leicht runder wirken und die Mitten etwas dichter werden, ohne dass das Signal hörbar verzerrt. Reihenfolge im Masterbus Hier meine typische Kette (ganz grob, hängt natürlich vom Projekt ab): EQ (subtil, linear phase) → für kleine Korrekturen, keine Klangformung. Sättigung / Tape-Emu → minimal, für Glue und harmonische Tiefe. Bus-Kompressor (z. B. SSL G, API 2500 oder Vari-Mu) → 1–2 dB Gain Reduction max. Limiter / Maximizer (z. B. FabFilter Pro-L2) → nur fürs Level, nicht fürs „Feeling“. Wenn ich z. B. Softube Tape nutze, kommt das vor der Kompression, damit der Kompressor auf ein leicht geglättetes Signal reagiert. Wenn ich stattdessen Röhren-Sättigung (Decapitator, Kelvin, o. ä.) nutze, setze ich die lieber danach, weil’s dann musikalischer „atmet“. Dynamik bewahren – das ist der Schlüssel Das größte Risiko ist, dass man die Summe zu sehr „zudrückt“. Ich achte beim Arbeiten immer auf den Crest-Faktor – also den Unterschied zwischen Peak und RMS. Wenn der unter ~8 dB fällt (bei Musik mit Dynamik, nicht EDM), weiß ich, dass ich’s übertrieben habe. Ein Trick: Mach den Masterbus bypass und höre, ob du beim Einschalten sofort denkst „wow, dichter“, oder „oh, weniger lebendig“. Wenn’s Letzteres ist – einen Schritt zurück. Mein Lieblings-Plugins für Wärme auf der Summe Softube Tape – sehr transparent, super Glue-Effekt. UAD Ampex ATR-102 – für Vintage-Vibe, aber vorsichtig einsetzen. Kazrog True Iron – harmonische Färbung mit schöner Tiefe. Black Box HG-2 – bringt Leben in sterile digitale Mixe, aber extrem dosieren! Tone Projects Kelvin – unglaublich musikalisch, fast schon analog-feel. Ich hab mir sogar eine kleine Regel gemacht: 💬 Bonus: Lautheit vs. Wärme Viele verwechseln „warm“ mit „laut“. Aber echte Wärme hat eher mit Harmonien und Transientenverhalten zu tun – also eher Ton als Level. Ich mach daher oft zwei Versionen: eine „Mix Warm“ mit Sättigung und Glue für den finalen Mixdown, eine „Clean Master“ für das eigentliche Mastering, wo nur noch minimal nachgearbeitet wird. So bleibt die Wärme erhalten, ohne dass ich beim Lautheitsanheben alles plattdrücke. Kurz gesagt: 👉 Wärme ja – aber auf der Summe ist sie Feintuning, kein Werkzeug mehr zum Formen. Wenn du da viel retten musst, stimmt meist vorher schon was im Gain-Staging oder in der Busstruktur nicht.
By
rokit · October 26 Oct 26
Create an account or sign in to comment